Der zurückgenommene Schiedsrichter
Die/der Schiri ist eine neutrale Person, also mehr der Organisator, erklärt kurz die Spiele und leitet die Abstimmung mit Jury oder Publikum. Hier bietet sich auch die Personalunion mit der Moderation an. In der Urform nach Keith Johnstone waren sogar 3 Schiedsrichter/innen dabei, die die Punkte vergaben. Dabei können gnadenlose Schiedsrichter/innen auch Punkte abziehen oder willkürlich vergeben und die Emotionen des Publikums noch weiter steigern. Beliebt ist dabei auch, das die/der Schiri vorsätzlich möglichst unbeliebt beim Publikum ankommt, um die Spieler um so heller scheinen zu lassen.
Schiri als Rolle
Die/der Schiedsrichter/in steht selbst als Rolle auf der Bühne. Damit nimmt die Figur auch sehr viel zentraler am Abendgeschehen teil und stielt mehr Fokus von den Spielern. Die Schiedsrichterfigur kann dabei stark überzeichnet sein, ob bürokratisch, aufbrausend, vertrottelt, egoman etc. Gelingt die Balance zwischen Figur und Spielgeschehen ist es recht hübsch anzusehen. Aber das Risiko ist höher, das es auch nicht funktioniert. Es ruht sehr viel mehr Verantwortung für den Abend dann auf dieser Spielfigur.
Das französische Modell
Im französchischen Raum etablierte sich Theatersport etwas anders. Es gab mehr formale Reglungen, um dem Publikum das Wesen des Improtheaters näher zu bringen. Der Schiedsrichter agierte noch mehr im Sport-Sinne. Regelverstöße wurden direkt während des Spiels per Pfiff und Geste des Schiedsrichters angezeigt. Je nach Schwere gab es nach ein bis drei Verstößen Strafpunkte. Darunter fielen technische Fouls wie Verspätetes Spiel (Schiri-Anzeige: Mit erhobenem Zeigefinger die Hand drehen), Illegale Spielerzahl (Mit der Hand an den Kopf schlagen) oder Nicht beachteter pantomimischer wie auch inhaltliche Fouls wie zum Beispiel Nicht respektiertes Thema oder Klischee [1]. Der Abzug der Punkte erfolgte dann nach der Szene.
Das französische Modell scheint im deutschen Raum inzwischen selten anzutreffen sein. Die Weltmeisterschaft 2006 wurde nach diesem System gespielt. Ich würde das ja gern einmal sehen bzw. selbst spielen, um abschätzen zu können, wie sich die enge Auslegung auf das Gesamtspiel auswirkt.
Schiedsrichter-Handzeichen bei Fouls im Bewertungssystem der Ligue d’improvisation française (LIF)
1. Schwere Störung – Doppelte Bewegung des Unterarms
2. Verspätetes Spiel – Mit erhobenem Zeigefinger die Hand drehen
3. Illegale Spielerzahl – Mit der Hand an den Kopf schlagen
4. Nicht beachteter pantomimischer Gegenstand – Die Hand zieht am Schal
5. Formfehler – Wiederholte Schläge auf den Arm mit der Handkante
6. Sich lustig machen – Lange Nase zeigen
7. Nicht respektiertes Thema – Mit den Zeigefingern ein Rechteck malen
8. Klischee – Schlag auf die Fersen
9. Sich absetzen – Armbewegung von oben nach unten mit geschlossenen Fäusten
10. Verwirrung, Undeutlichkeit – Umdrehung der Arme vor der Brust
11. Härte, abstoßender Charakter – Faustschlag auf die offene Hand
12. Rollenverweigerung – Die Hand bedeckt das Gesicht
13. Kein oder zu wenig zuhören – Hand auf den Ellbogen
14. Verstopfen oder verschleppen (größerer Art) – Die Arme machen ein X Richtung Schultern
15. Schlechtes Verhalten – Die Hände auf die Hüften
16. Hauptspielbestrafung – Doppelte Handbewegung auf die Hüfte
17. Schon gesehen – Die Hand vor das Auge in Form eines O