Ich nach dem Impro-Hotel 2012 am Bahnhof von Soller, Mallorca
Ich werde immer wieder gefragt, ob ich bei einem Impro-Hotel auf Mallorca war und ob ich es empfehlen kann. Und wenn es so viele interessiert, schreibe ich das hier auf.
Die Antwort vorneweg: Ich war 2x da und empfehle es immer, wenn ich gefragt werde! Es ist wirklich toll, sehr intensiv und wirkte für mich nachhaltig. Und ich erzähle euch gern die Gründe dafür. Und danach folgen noch ein paar Tipps.
Gründe, warum das Impro-Hotel toll ist
1. Impro intensiv
Das ist ja naheliegend. Und es sind 6 Tage, ein Workshop zu einem spezifischen Thema geht 2 Tage. Da ist Raum, um tiefer in das jeweilige Thema einzusteigen. Die Workshops sind lose nach Leveln sortiert. Ebenso gibt es zwei Master Classes, für die man sich bewerben muß. Die Klassen sind mit 12 Leuten auch genau richtig (ich war bei anderen Gelegenheiten in Workshops mit 16 und 20 Teilnehmern, was die effektive Lernzeit pro Person deutlich verlangsamt).
2. Top-Trainer*innen
Das ist nicht nur so daher gesagt oder Zufall, sondern das ist jedes Jahr so. Zur Illustration nur die Master Class Teacher 2018: Katharina Butting, die unglaublich tolles persönliches Feedback gibt und wahnsinnig viel sieht. Ihr Hinweise haben mir direkt geholfen, viel stärker zu spielen. Nele Kiessling ist eine super energetische und starke Spielerin, mit Schmidt’s Katzen holte sie u.a. einen Improkal der Impronale 2015. Rama Nicholas aus Australien: über eine Show mit ihr schrieb Dan Richter “Und so wurde die halbe Stunde „Her men“ die schönste Impro-Aufführung der letzten zwei Jahre. Ich werde noch lange davon zehren”. Danielle Orantia ist eine Hälfte von Speechless und eine Legende für körperliches Impro-Spiel. Und ich könnte zu allen Trainer*innen sowas schreiben. Und das beste, ihr seht die Trainer jeden Tag und sonnt euch und feiert zusammen.
3. Gemeinsam im Hotel und Abendprogramm
Das kleine Hotel “Casa de la Vida” ist komplett mit den Impro-Hotel-Teilnehmer*innen belegt. Zwei Workshop-Räume sind im Haus, einer ist genau gegenüber. Es wird gemeinsam gegessen und abends da abgehangen. Und mit etwa 40 Impro-Leuten kommt keine Langeweile auf. Es gibt neben Improthemen, aber auch viel Spiel, Quatsch und Spaß. Es gibt eine Kennenlern-Party am Wasser, eine Workshopleiter-Show, ein Überraschungsabend und früher ein Studienausflug zum Ballermann (der mich nachhaltig verstört/beeindruckt hat – das muß man sehen um es zu glauben).
4. Sommer und Freizeit
Es gibt zwei superschöne Buchten mit Strand. Die Mittagspausen sind lang genug, um zum Strand zu gehen und sich nen Sonnenbrand zu holen (ich zumindest – ich hörte es gäbe auch sowas wie Sonnencreme). Ralf Schmitt bietet Klippenspringkurse an – Teil 1 mit Sprunghöhen 1m bis 7m ist sehr gemütlich, Teil 2 mit 13m ist krass hoch. Ich bin gesprungen und wundere mich heute noch warum. Es ist eine Gelegenheit. Für die ganz Krassen gibt es noch eine 20 Meter Sprung-Option vom Es Pontàs. Zum Ponte könnt ihr auch nur so schwimmen, klettern (Achtung spitze Felsen) und an nem Seil schwingen. Die Buchten sind herrlich. Es gibt einen optionalen Ausflüg zu einem Wochenmarkt im Nachbarort.
5. Die Teilnehmer
Ihr seid mit Gleichgesinnten aus ganz Europa eine Woche zusammen. Da ergibt sich eine Menge an Freundschaften. Ich treffe mich immer wieder mit anderen Leuten aus den beiden Jahren und fühle mich vielen sehr verbunden. Das ist wirklich nachhaltig, und es ist nicht nur Impro, was uns inzwischen verbindet. Ich reise zu ein paar Festivals pro Jahr, da ist es wie ein Familientreffen, und zwar ein Schönes. Und ihr hört viel über Formate, Gruppengründungen oder Erfahrungen von anderen – was vermutlich euch in der ein oder anderen Form auch betrifft. Mit einer Facebook Alumni Gruppe, Kontaktliste (nur wer das frei gibt natürlich) gibt es auch nachhaltig die Kontakte, falls ihr zu schüchtern zum direkt fragen seid.
6. Geheimnisse
Ihr habt mit einer Gruppe gemeinsame Geheimnisse. Denn alles was im Impro-Hotel passiert, bleibt im Impro-Hotel (das Bild oben daher auch nach dem Impro-Hotel). Geheimnisse haben – das klingt doch mal spannend und ist es auch. Das ein oder andere dringt vielleicht nach draussen, aber es ist ein Puzzle, was euch und vielleicht andere beschäftigt. Ihr werdet sehen.
Tipps für das Impro-Hotel
Das Impro-Hotel ist anstrengend. Es macht viel Spaß, aber nach den 7 Tagen war ich auch komplett kaputt. Ich würde euch zu nem Extra-Ruhetag raten. Aber vielleicht nicht in der Casa de la Vida, denn alle anderen sind weg und plötzlich fühlt ihr die Leere in eurem Herzen. Das ist der ganz normale Nach-Festival-Blues. Und achtet auf euch, einen Tag aussetzen und mittags schlafen wirkt wunder – auch wenn alles verlockend klingt.
Sucht euch die Workshops nach euren Interessen aus. Auch wenn ihr schon länger spielt, wird auch ein Level A Kurs für euch spannend sein. Da ihr euch für eine Master Class wirklich bewerben müßt, legt euch ein Show-Tagebuch an. Das ist eh ganz interessant.
Es ist warm in Mallorca. Der Juli und August unterscheidet sich kaum, im September sind es ein paar Grad und Sonnenstunden weniger. Da sind die englischsprachigen Impro-Hotels. Da solltet ihr keine Scheu haben – auch mit weniger gutem Englisch spielt es sich gut – denn dann werdet ihr automatisch körperlicher im Spiel. Das hatte für mich ganz ungeahnte Erkenntnisse und Effekte.
Bucht früh: Flüge werden nicht billiger und eventuell sind eure favorisierten Workshops irgendwann voll. Ihr gewinnt nichts mit warten. Ran an die Tapas. Und erzählt mir hinterher ein paar Geheimnisse.