Für das Impro-Langformat Harold gibt eine sehr große Zahl an Typen für das Group Opening. Eine Form davon ist die Invocation – zu deutsch vielleicht “Anrufung”. Entwickelt wurde dieses Opening (wie auch der Harold selbst) von Del Close am iO Chicago.
Wie funktioniert die Invocation
Dabei wird ein Gegenstand in 4 Stufen erforscht bzw. beleuchtet. In Stufe 1 beginnt jeder Satz mit “Es ist …”. Es illustriert die sachliche Ebene. In Schritt 2 wird der Gegenstand personifiziert. Mit dem Satzanfang “Du bist …” sprecht ihr den Gegenstand direkt an. In Phase 3 kommt die göttliche Überhöhung des Gegenstandes. Redet wie mit einer Gottheit und beginnt jeweils mit “Ihr seid …”. Hier kann gern auch die überhöhte Theatersprache Verwendung finden. Denkt einfach an Shakespeare. In Stufe 4 sprecht ih als der Gegenstand selbst. Jeder Satz beginnt dabei mit “Ich bin …”. Beendet wird die Invocation durch das Wiederholen des Ausgangswortes durch alle zusammen mit “Ich bin …”.
Es ist wichtig, das beim Opening alle Spieler involviert sind. Alle geben ihre Energie herein. Die Reihenfolge ist nicht festgelegt. Wiederholungen sind als Verstärkung der Idee möglich. Die Inspirationen sind vielfältig, für die Szenen des 1. Beates reicht es, jeweils nur eine Idee aufzunehmen. Es muss und soll nicht die gesamte Liste der Ideen abgearbeitet werden.
Invocation-Opening im Video
Durch Videos lernt es sich manchmal schneller als durch Beschreibung. Hier ist ein Invocation-Opening, schaut euch das mal an bis Minute 4:20.
Nach dem hochenergetischen Einlauf der Spielerinnnen und Spieler werden die Phasen eins und zwei noch relativ statisch absolviert, Phase 3 der göttlichen Überhöhung nimmt durch den Raumlauf Bewegung auf, Phase 4 besticht mit kraftvollen Statements an der Monologposition nah am Publikum. Um das gemeinsame Finden des Endes zu erleichtern, spricht hier jeder Spieler nur noch einmal, dann folgt das gemeinsame beenden.
Auch interessant: Der Comic am Rand, der in Phase 1 auftaucht, nahm durchaus das Interesse der Spieler und von mir als Publikum gefangen. Es spräche auch nichts dagegen, hier in eine andere Form des Openings zu wechseln. Dafür muss die Gruppe bereit und flexibel sein, sich solche Einflüsse zu erlauben. Folgt dem Spaß. Aber auch das Rückholen zum Ausgang war hier im Video klar und souverän gelöst.
Und hier der Trailer zum Phoenix Improv Festival – mit einer Invocation als Song.