Der Themenblog Impro-News.de, für den ich ja auch mitschreibe, hat ein visuelles Update bekommen. Hier schreibe ich ein wenig darüber, was so die Hauptziele bei der Neugestaltung waren.
Von innen heraus das Design zu ändern ist ja immer nicht ganz leicht. Denn es gilt ja den Blick von den vielleicht schon vorhandenen Filtern wegzubewegen und neu zu denken. Wichtig waren uns dabei auch die Feedback-Offenheit mit den bisherigen Autoren. Am Ende ist ein ganz gut nutzbarer eher minimalistischer Theme dabei herausgekommen. Denn die Inhalte sollen ja hier im Zentrum stehen.
"Impro ist immer" steht auf einem T-Shirt von mir. Und obwohl wir uns gern der Illusion hingeben, Kontrolle über unser Leben zu haben, ist doch der große Teil eher spontan. Es entsteht in der Interaktion mit anderen. Manchmal stehen wir uns selbst im weg mit Vorurteilen oder Ängsten. Wir müssen mit viel Unbekanntem klar kommen, und im idealen Fall währenddessen noch Spaß dabei haben. Es heißt ja auch die Bühne des Lebens.
Vieles ist genau das, was wir beim Improtheater erleben. Improtheater heißt ja eigentlich mit einer riesigen Anzahl von Reizen und Einflüssen eine große Anzahl von Aufgaben gleichzeitig zu erfüllen: Darstellerin, Dramaturg, Regisseurin, Musiker und vieles mehr. Das alles interessant zu meistern zu erreichen ist nicht einfach. Aber es gibt Strategien, die das einfacher und schöner machen, ganz von sich. Diese Prinzipien zu erkennen und zu trainieren bildet die Vorbereitung, die Improvista für die Bühne brauchen. Und es nützt genauso außerhalb der Bühne, denn die eigene Geisteshaltung ändert sich.
Zuhören lernen
Richtiges Zuhören ist super wichtig für die Bühne. Und im Leben. Nicht nur mit einem halben Ohr, sondern aktiv und aufmerksam der Person zuhören schafft viel besseres Verständnis. Kommunikation ist verlustbehaftet, diese Verluste zu verkleinern ist eine große Hilfe im Leben.
Im Jetzt und hier sein
Auf der Improbühne gibt es keine Zeit, über die Vergangenheit zu grübeln oder die Zukunft zu erträumen. Alles dreht sich um diesen aktuellen Moment. Der ist einzigartig. Bei Impro spielen lernen wir uns auf diesen Augenblick zu fokussieren. Und das ist ein wirklich wertvolles Tool. Und es hilft auch sehr, diesen unwiederbringlichen Moment voll zu genießen.
Akzeptieren
"Say Yes" - Sag Ja ist eine Grundregel beim Impro. Dabei meint das nicht, zu allem Ja zu sagen, sondern wahrzunehmen, das da ein Angebot gemacht wird. Dieses Angebot als etwas positives zu empfangen und dann erst zu entscheiden - das ist die Akzeptanz, das ein Angebot im raum steht. Ihr glaubt gar nicht, wieviele davon nicht gesehen und wahrgenommen werden.
Akzeptieren und etwas hinzufügen
Diese Regel wird gern "Yes And" genannt, das And steht für das hinzufügen. Die Idee dahinter ist einfach. Fügt jeder etwas hinzu, wird gemeinsam etwas errichtet, Stein für Stein. Niemand dominiert, niemand muss sich verbiegen - das Team hat zusammen etwas geschaffen. Und das verbindet und macht auch noch mehr Spaß als allein.
Laß deine Partner erstrahlen
Auf der Bühne ist dein Partner die wichtigste Person. Setze deine Kraft dafür ein, deine Partnerin so in Szene zu setzen, das sie das spürt. Dein Partner macht das selbe für dich. Und so erreicht ihr gemeinsam das bestmögliche Ergebnis.
Lasse Fehler zu und umarme sie
Fehler passieren. Und oft sind wir unsere stärksten Kritiker. Beim Impro gilt es jedoch, nicht die pragmatische Variante der Vertuschung zu wählen. Angebliche Fehler werden öffentlich gemacht und als Angebot akzeptiert. Und oft bewirkt das erstaunliches und es entsteht etwas, was den Fehler gar nicht mehr falsch erscheinen läßt. Allerdings hier sei auch gesagt: Fehler sollen nicht forciert werden. Wir geben unser bestes, das sie nicht passieren. Aber wenn, dann wird der Umgang mit ihnen leichter.
Sei mit deinen Mitmenschen verbunden
In Geschichten dreht sich alles um zwischenmenschliche Beziehungen, der Plot ist zweitrangig. Je wahrhaftiger du mit deinen Mitmenschen umgehst, desto schöner wird die Szene und intensiver das Leben.
Improtheater hat etwas ansteckendes. Viele, die das einmal probiert haben in einem Workshop, kommen mit leuchtenden Augen heraus. Denn es verändert wirklich grundlegende Einstellungen. Impro zeigt Verhaltensweisen, die vielleicht sogar unbewußt antrainiert sind, nicht unbedingt nötig sind und manchmal wirklich schöne Momente verhindern.
Das kann jeder einfach mal ausprobieren in dem sicheren Umfeld mit einer*m Trainer*in und einer kleinen Gruppe. Danach entscheidest du, wie deine neuen Abenteuer aussehen werden.
Ich wurde nach einem kleinen Beitrag für die Ausgabe November 2016 des alverde-Magazins gefragt. In der Rubrik "Neu entdecken" erschienen dann diese kurzen und von der Redaktion leicht überarbeiteten Statements.
"Nachdem ich 2009 als Zuschauer eine Impro-Theater-Vorstellung gesehen hatte, beschloss ich damit anzufangen."
"Beim Impro-Theater gibt es kein fest vorgeschriebenes Drehbuch. Das Stück entwickelt sich gemeinsam durch die Spieler."
"Ob schüchtern oder extrovertiert, jung oder alt - Impro-Theater eignet sich für alle, die gern lachen und Lust auf Spiel auf der Bühne haben."
"Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Man kreiert gemeinsam Geschichten - das hat etwas Magisches und die Zeit verfliegt einfach nur."
Der Flyer von mir für die Show der Improbanden zusammen mit Dornroses Rache. Am 18. November 2016 um 21:00 spielen die beiden Gruppen dieses tödliche Format in der Galerie Zeitzone, Adalbertstr. 79 in Berlin Kreuzberg. Kommt vorbei!
Der Berliner Impro Marathon geht in Runde 5. Termin ist der 22. April 2017. Dafür gibt es jetzt das erste Visual, denn es gibt viel zu tun bis April. Ein halbes Jahr Vorlauf hört sich viel an, geht aber schnell rum. Der Event soll die große Berliner Improszene noch weiter verbinden. Das hat in den vergangenen Jahren schon gut geklappt. Wieder wird es auch 4 Bühnen in der Brotfabrik Berlin gleichzeitig Impro in vielen Spielarten und Sprachen zu erleben sein.
Continue Reading
This is a try for a type identification in improv theater on stage. It is difficult to seperate them (and sometime to name them). Often they fit in more than one category. I tried to avoid the terms shortform and longform as it is used differently. The order numbers has no intention at all.
1.1. Team competitions, e.g. Theater Sports, Cage-Fight
1.2. Individual competitions, e.g. Maestro
1.3. All vs. host
2.1. Story-centered, e.g. Hero's journey
2.2. Structure-centered, e.g. Harold, La Ronde, shortform games
2.3. Character-centered, e.g. Armando, Faces of me
2.4. Style-centered, e.g. genres
2.5. Limitation-centered, e.g. in the dark, without words
2.6. Location-centered, e.g. improvised city tours, Dogville
2.7. Thematic-centered, e.g. News, Bring a thing
Am 24. August 2016 gab es vor dem Theaterhaus Mitte eine Gesprächsrunde mit Keith Johnstone, einer der prägenden Personen des modernen Improtheaters. Es war sehr viel Publikum vor Ort, auf Nachfrage fast alle mit Schauspiel- oder Improhintergrund. Es war Open Air eine kleine Bühne aufgebaut und der Sommer zeigte sich von seiner besten Seite.
Keith Johnstone war für einen Workshop in Berlin, dieses Gespräch organisierte sein deutscher Buchverlag - der Alexanderverlag - ohne das es jetzt einen konkreten Anlaß wie etwa ein neues Buch gab.
Mit auf der Bühne war neben Alexander Wewerka (Alexanderverlag) noch Veit Güssow (Regisseur und Künstlerischer Leiter Oper Halle), der sowohl Theater- wie auch Impro-Erfahrung hat. Das Gespräch plätscherte so dahin, einiges war durchaus interessant. Johnstone - inzwischen 83 Jahre - ging hauptsächlich darauf ein, warum er seit 30 Jahren kein Impro mehr anschauen mag. Hauptsächlich interessiere ihn die Veränderung einer Person durch eine andere - das Grundprinzip des Dramas. Da es das seiner Meinung nach das nicht im Impro gäbe, könne er damit nichts mehr anfangen. Besonders die amerikanische Spielweise war ihm zu seicht. Das diese persönliche Einstellung genau die Unveränderbarkeit einer Person ist, die Johnstone einfordert ist hier das eigentliche Drama.
Leider schafften die beiden Moderatoren es nicht, da ein wirkliches Gespräch zu den Ursachen aufkommen zu lassen. Ich merkte mit fortlaufender Zeit, wie ich mich innerlich vom dem Gesagten komplett entfremde. Meine Wahrnehmung von Impro ist allerdings auch aus einer Zeit, die Johnstone gar nicht mehr kennt. Und so sehe ich mit bedauern, wie diesem großen Mann einfach die Begeisterung für die Kunstform abhanden gekommen scheint. Ich nehme mir vor, mich noch lange auf der Bühne verändern zu lassen und das mit Leidenschaft. Und einen entscheidenen Beitrag dazu hat Keith Johnstone mit seinem Lebenswerk geleistet. Das wird auch immer so bleiben.
In every small sentence is the DNA for a whole scene
Inbal Lori
"In jedem kleinen Satz ist die DNA für eine komplette Szene enthalten". Gehört habe ich das Zitat in einem Workshop von Inbal Lori im August 2016 in Berlin. Es bezieht sich darauf, das in jedem noch so kleinen Angebot schon so viel Information enthalten ist, das es für eine ganze Szene ausreicht. Es gilt, das zu bemerken und weiter auszubauen. Damit ergeben sich wie von selbst wunderbare Plattformen.
Aktuell wird gerade auf Sat1 die als "Improvisationscomedy" angekündigte Show "Jetzt wird's schräg" wiederholt. Da ich keinen Fernseher habe, verpasse ich sowas gern. Aber ein Freitag Abend auswärts schubste mich dazu, die Sendung im TV anzusehen.
Zwei Staffeln und insgesamt 12 Folgen wurden von Juli 2014 bis Februar 2016 ausgestrahlt. Moderator Jochen Schropp stellt dabei wechselnden Gästen Aufgaben und greift mit Regieanweisungen auch während der Szenen ein. Namensgebend ist eine um 22,5° schräg gestellten Bühne, die dem entsprechend schwierig zu bespielen ist.
Ich erwischte Folge Zwei der ersten Staffel. Gäste waren die improtheater-erfahrenen Lisa Feller (Placebotheater) und Bernhard Hoëcker (ehemals Springmaus), die Comedians Maxi Gstettenbauer, Markus Krebs und Luke Mockridge sowie das Model Rebecca Mir (Germany’s Next Topmodel) und der Profitänzer Massimo Sinató (Let’s Dance). Bei der Zusammensetzung fällt schon auf, das Improtheater kein wesentlicher Teil der Show sein wird. Continue Reading